Der für die Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG) überaus wichtige Bausommer hat alles andere als optimal begonnen: Lockdown, Betriebsschliessungen und diverse Sicherheits- und Schutzmassnahmen und grosse Unsicherheiten. Die grössten Unsicherheiten bei der ZBAG konnten dank dem Vertrauen der Finanzpartner jedoch schnell ausgeräumt werden. Die Unterstützung und Zusage der Investitionspläne seitens Hausbanken waren direkt nach der Bekanntgabe des schweizweiten Lockdowns bestätigt. Somit konnten auch die Bauarbeiten am Grossprojekt Kummebahn fristgerecht in Angriff genommen werden.
Rückblick auf einen effizienten Bausommer
Nachdem im Frühling die alten Stationen des Sessellifts Kumme abgerissen waren, wurde direkt mit dem Bau der drei neuen Stationen und den Stützenfundamenten begonnen. Das Abbruchmaterial der alten Stationen diente hierbei als Recycling-Beton. Die Baumeisterarbeiten konnten bis Mitte August abgeschlossen werden und auf den Baustellen waren die Trupps bereit, die Stützen und elektromechanischen Teile der Stationen entgegenzunehmen und zu verbauen. Die Stationstechnik für Berg- und Talstation wurde per Lastwagen via Riedweg und die der Mittelstation, sowie die Masten mit dem Schwerlasthubschrauber angeliefert.
Der Schwerlasthubschrauber war im Herbst während neun Tagen im Einsatz, davon sechs Tage für den Transport der Masten, die übrigen drei für die Anlieferung der Stationstechnik. Innert wenigen Wochen konnten die Stationen und Masten fertiggestellt werden und der Seilzug stand an. Zuerst wurde ein dünnes Stahlkabel von der Talstation zur Mittelstation, und ein weiteres von der Mittelstation zur Bergstation eingezogen.
Am 21. September fand das erste Seil den Weg über den Riedweg zur Talstation. Von dort aus wurde es am Stahlkabel mit Hilfe einer Seilwinde über die erste Sektion zur Mittelstation und weiter an den Bestimmungsort in die zweite Sektion eingezogen. Das zweite Seil folgte eine Woche später und sorgt nun zwischen Tal- und Mittelstation für Bewegung. Aufgrund der Länge und des Gewichts mussten die beiden Seile jeweils auf zwei Lastwagen verteilt werden, die sich dann im Konvoi langsam den Weg zur Talstation bahnten.
Zu guter Letzt folgten in drei Etappen die 56 Kabinen. Schubweise wurden diese eingeflogen und direkt eingehängt, so dass bis Ende Oktober alle Fahrzeuge in der unterirdischen Garagierung ihren Platz gefunden haben und geduldig auf den Einsatz warten. Sämtliche Baumeisterarbeiten konnten somit erfolgreich und fristgerecht abgeschlossen werden.
Sicherheit, Beschneiung und Renaturierung
Während des Sommers wurden nicht nur neue Bauten errichtet. Die alte Talstation des Sessellifts wurde komplett rückgebaut und renaturiert. Im nächsten Sommer, wenn sich die Vegetation erholt, wird von der alten Station nichts mehr zu sehen sein. Sämtliche Masten der Sesselbahn wurden bereits entfernt und sobald der Schnee im nächsten Frühjahr deren Fundamente freigibt, werden auch diese aus der Landschaft entfernt und die Zonen sorgfältig begrünt. Von da an erinnern nur noch alte Fotos an den Sessellift Kumme.
Damit ab Dezember die Wintersportler*innen die Abfahrten auf perfekten und sicheren Pisten geniessen können, wurden parallel zur Gondelbahn eine neue Beschneiungsanlage und sechs Sprengmasten installiert. Entlang der Pisten, bis zur neuen Talstation, stehen jetzt 63 topmoderne Schneelanzen. Das Beschneiungssystem ist betriebsbereit, und sobald die Temperaturen es zulassen wird der erste technische Schnee im Kummegebiet fallen. Auch die Sprengmasten sind scharf und können, wenn die Lawinensituation es verlangt, in den Hängen oberhalb des Pistengebiets für die nötige Sicherheit sorgen.
Countdown bis zur Eröffnung
Die Vorfreude auf die neue Gondelbahn steigt von Tag zu Tag. Es sind auch nur noch knapp 7 Wochen, bis die GB Kumme am 19. Dezember offiziell den Betrieb aufnimmt. Bis es jedoch soweit ist, stehen noch diverse Arbeiten an.
Die Gondelbahn wird ohne Personal in den Stationen betrieben. Dass dabei die Sicherheit der Gäste und Mitarbeitenden dennoch immer gewährleistet ist, sind die Techniker daran, das hochkomplexe Überwachungssystem zu installieren, zu testen und zu kalibrieren. Kameras, sensible Sensorik, Verkabelungen und Steuerungen müssen installiert und aufeinander abgestimmt werden. Ist diese komplexe Herausforderung gemeistert, kann das System selbständig abnormale Situationen erkennen und die Anlage unverzüglich anhalten. Fällt zum Beispiel ein Handschuh in den Perronbereich, oder ein Gegenstand bleibt in den Kabinentüren hängen, schaltet die Bahn sofort ab. Sobald die Überwachung installiert ist, die Testfahrten absolviert und die Feineinstellungen gemacht sind, fehlt nur noch die Abnahme des BAV und dann wird in Zermatt rechtzeitig auf die Weihnachtsferien die erste autonome Gondelbahn der Schweiz eröffnet.
>> Willst du noch mehr erfahren? Hier gehts zum Baublog vom August.