Schwarznasenschafe 🐑 haben im Wallis eine langjährige Tradition. In der Region werden sie auch «Ghornuti» (gehörnte Schafe) genannt. Lange waren sie vom Aussterben bedroht, da sie in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts fast vollständig von anderen Schafarten verdrängt wurden. Viele Landwirte züchteten lieber Schafarten, die bessere Fleisch- oder Wollqualität aufwiesen oder einfach rentabler waren. Dank der Züchterarbeit und Leidenschaft der Walliser Schäfer sind die Schwarznasenschafe heutzutage nicht mehr vom Aussterben bedroht und finden sogar weltweit Anhänger. Jene, die Schwarznasenschafe halten, können zweifellos als Liebhaberin oder Liebhaber dieser Rasse betrachtet werden. Die Tiere sind sehr anhänglich, zutraulich und eine Augenweide, die jedes Herz erfreut.
Besondere Eigenschaften
Schwarznasenschafe sind Gebirgstiere⛰. In Zermatt fühlen sie sich wohl. Sie lieben die Höhe, sind gute Kletterer und beweiden steile und steinige Hänge. Ihre spiralförmigen Hörner, schwarzen Flecken und besonders ihr weiches Fell sind einzigartig. Kaum ein anderes Schaf ist so zutraulich und kuschlig. Mit ihrer dichten, langen Wolle ertragen sie die Kälte besser als die Wärme. Das Fell wird sogar so dick, dass es mehrmals im Jahr geschoren werden muss. Der jährliche Wollertrag pro Schwarznasenschaf liegt bei circa 4 Kilogramm. Die Wolle kann gewaschen, gekämmt oder versponnen werden. Die Schwarznasenschafwolle ist eher kratzig und nicht so robust wie andere Wollarten. Aus diesem Grund ist sie für Strümpfe nicht besonders geeignet, passt aber optimal für die Herstellung von Sitzkissen. Die lockigen Fasern können auch zum Dekorieren von Gegenständen verwendet werden.
Was fressen die Schafe?
Die Walliser Schwarznasenschafe sind anspruchslose Esser und sind mastige Nahrung nicht gewohnt. Im Winter fressen die Tiere am liebsten Heu von Magerwiesen oder Laubheu. Die Blätter der Linde, dem Ahorn oder der Esche eignen sich auch gut. Mais und Grassilo sind eine Anreicherung ihres Speiseplans. Im Sommer weiden sie trockene Wiesen und Berghänge gerne ab. Auf genügend Schatten und frisches Wasser muss zu jeder Tageszeit geachtet werden.
Knuffiger Nachwuchs
Das Schwarznasenschaf kann das ganze Jahr tragend werden. In der Regel bringen die Auen (weibliche Schwarznasenschafe) 1,5 Lämmer pro Jahr zur Welt. Die Chance, Zwillinge zu kriegen liegen somit hoch. Die Böcke (männliche Schwarznasenschafe) kommen im Alter von fünf bis sechs Monaten zur Welt, die Auen mit sieben Monaten. Im Durchschnitt tragen die Schafe rund 150 Tage. Sie sind während der Schwangerschaft und im Gebären sehr unkompliziert.
Vom Stall bis zu den Alpen
Die Wintermonate verbringen die Schwarznasenschafe im Stall. Im Frühling weiden sie rund um den Stall, bis es dann im Juni in die Höhe geht: Zuerst in die Voralpen, dann hoch hinaus auf über 2500 m. ü. M. So auch die Schwarznasenschafe der Familie Julen in Zermatt. Von Ende Juni bis Anfang September weidet ein Teil ihrer Schafe auf dem Gornergrat. Mit rund 300 Tieren besitzt die Familie Julen weltweit die grösste Schwarznasenzucht. Eine Hirtin beschützt, führt und leitet die Herde durch die Gebirgslandschaft. Egal wo die Schwarznasenschafe am Berg gerade verweilen, haben Gäste die Chance sie in freier Wildbahn zu besuchen. Mittels GPS-Lokalisation können die wolligen Schafe über das Handy geortet werden.
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist das Schönste im ganzen Land?
Kommen die Schafe von den Alpen zurück, ist es Zeit für das traditionelle Schäferfest von Zermatt. Dabei wird das schönste Schwarznasenschaf des Jahres prämiert. Neben den frisierten Schafen sorgt auch ein abwechslungsreiches Festprogramm für beste Unterhaltung. Das Fest findet jährlich gegen Mitte September statt.
Möchtest du mehr über die Walliser Schwarznasenschafe erfahren? Im Buch «Bäähsonders» von Fabienne Truffer, Walliser Bäuerin, findest du zahlreiche Informationen über ihre Eigenschaften. Am besten informierst du dich über das Schwarznasenschaf in den Sommermonaten direkter vor Ort. Auf dem «Meet the Sheep» Themenweg am Gornergrat erfährst du spannende Zahlen und Fakten zu den typischen Walliser Schafen.