Jonathan Hoen, der Schäfer auf Findeln

Schafhirte Jonathan © kalbermatten.swiss

Schafhirte Jonathan © kalbermatten.swiss

Angaben zur Person:

Name: Jonathan Hoen
Beruf: Schafhirte
Tätig in diesem Beruf: 10 Jahre
Aktueller Betrieb: Schafhirte auf Findeln

7 Fragen an Jonathan:

Wie wurdest du zum Schafhirten?
Ich bin gelernter Koch und Bäcker und habe in Frankreich sieben Jahre lang in diesem Beruf gearbeitet. Während dieser Zeit konnte ich in Fine-Dining-Restaurants und Gourmet-Palästen die hohe Kunst des Kochens und Backens ausüben. Doch mein soziales Leben litt sehr darunter, und ich spürte den dringenden Wunsch nach einer Neuausrichtung.

Schnell wurde mir klar, dass ich mit Tieren arbeiten möchte. Durch einen glücklichen Zufall stellte mir mein Bruder eine Community vor, die in Europa verschiedene Bauernhöfe betreibt. Diese Community legt grossen Wert auf Nachhaltigkeit und das Wohl der Tiere. Die Höfe sind beeindruckend gross, mit Herden von über 1000 Tieren und ausgedehnten Gemüsegärten, in denen auch heilwirkende Pflanzen angebaut werden.

Mein Bruder und ich beschlossen, eine Woche auf einem dieser Höfe zu verbringen. Am Tag unserer geplanten Abreise schoren wir noch die Wolle der Schafe. Diese Arbeit und die Umgebung fühlten sich für mich so richtig an, dass ich schliesslich drei Jahre dort blieb und eine Menge lernte.

Schäfer Jonathan in Findeln © kalbermatten.swiss

Wie wurdest du zum Schafhirten in Zermatt?
Bevor ich nach Zermatt kam, hatte ich bereits in Frankreich und Graubünden als Schafhirte gearbeitet. Erst dann führte mich der Zufall nach Zermatt: Ich entschied damals, einen Sommer lang nicht zu arbeiten und stattdessen Zeit in die Renovierung eines alten Hauses zu investieren. Nachdem ich dieses Projekt abgeschlossen hatte, suchte ich wieder nach einer Anstellung.

Meine damalige Freundin war zu jener Zeit Hirtin auf dem Gornergrat und hörte, dass auf Findeln noch ein Hirte gesucht wurde. Diese Gelegenheit ergriff ich sofort. Es ist also nicht mein erster Sommer als Schafhirte in Zermatt – bereits letzten Sommer und im Sommer davor war ich hier beim Matterhorn Hirte.

Diesen Sommer hütest du rund 300 Schafe auf Findeln. Welchen Charakter haben für dich Schwarznasenschafe?
Die Schwarznasenschafe sind wunderschöne Tiere und sind perfekt für ein schönes Foto. Sie sind ausgesprochen familienfreundlich. Sie sind sehr anhänglich und lieben es, gekuschelt zu werden. Im Gegensatz zu anderen Rassen geniessen sie den Kontakt mit Menschen. Und auch ich geniesse diese Nähe zu den Tieren.

Schwarznasenschafe am Grasen © kalbermatten.swiss

Ist dir ein Schaf deiner Herde besonders ans Herz gewachsen?
Ich liebe alle Schafe. Doch Grischa ist mein absolutes Lieblingsschaf. Mit ihren grauen Schultern und den schönen Hörnern ist sie unverwechselbar. Sie ist eine hervorragende Mutter, die ihre Lämmer stets im Blick behält. Anders als die meisten anderen Schafe hält Grischa sich selten inmitten der Herde auf. Sie bevorzugt es, meist 50 bis 100 Meter höher zu grasen. Ihre Klugheit zeigt sich darin, dass sie genau weiss, wo die besten Weide- und Ruheplätze sind. Zwischen Grischa und mir besteht eine besondere Verbindung.

Welche Aufgaben gehören zu deinem Tagesablauf?
Mein Hilfshirte und ich haben während der gesamten Sommersaison übergeordnete Aufgaben. In erster Linie müssen wir die Schafe und Mutterschafe so füttern, dass sie im Herbst kräftig sind. Zudem pflegen wir mit den Schafen die Landschaft zwischen Findeln und Fluhalp. Durch das Abweiden der Gräser verringert sich im Winter die Lawinengefahr. Schliesslich wollen wir mit den Schafen das Ökosystem und die Biodiversität am Berg fördern. Dazu grasen wir die Alpwiesen nach einem speziellen Muster ab.

Im Tagesablauf grasen die Schafe morgens bis zum Beginn der Mittagshitze. Dann suchen sie sich ein schattiges Plätzchen, um zu ruhen, und setzen ihr Fressen am späteren Nachmittag fort. Ein Schaf frisst dabei etwa 18 Kilo Gras pro Tag.

Schäfer und Naturmensch Jonathan © kalbermatten.swiss

Muss ein Schafhirte ein Naturmensch sein?
Definitiv, die Natur bedeutet mir sehr viel. Sie bereichert nicht nur meine Arbeit und gibt mir Kraft, sondern liefert auch wertvolle Heilprodukte. Zum Beispiel stelle ich Arnika-Cremes her, die bei Rückenschmerzen wahre Wunder wirken. Ich habe auch eine spezielle Creme entwickelt, die mit verschiedenen Kräutern Schmerzen lindert – meine sogenannte Boxer-Creme. Zudem habe ich eine Bartcreme speziell für Männer kreiert. Diese Cremes möchte ich bald auch verkaufen.

Zermatt ist für mich…
… eine Welt mit zwei Gesichtern. Zermatt ist ein kleines Dorf, das manchmal tausende Menschen anzieht. Alles ist perfekt organisiert, und jedes Detail stimmt. Alles ist schön – es fühlte sich für mich an wie Disneyland. Oben in den Bergen finde ich die Ruhe und Schönheit, die mir viel mehr zusagen. Diese Welt fühlt sich für mich eher wie ein echtes Zuhause an.

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