Die Seiler-Hoteldynastie ist aus Zermatt nicht wegzudenken. Für einmal soll aber nicht der initiative Gründer, Alexander Seiler I, im Vordergrund stehen, sondern dessen Sohn, Alexander Seiler II (1864 – 1920), der den Spitznamen “König von Zermatt” trug. Der Jurist packte die Herausforderung der Nachfolge auf seinen Vater, den grossen Hotelgründer, gerade mal 31-jährig mit viel Schaffenskraft und einem ausserordentlich innovativen Geiste an. Sein unternehmerisches Wirken war wesentlich dafür verantwortlich, dass Zermatt elektrifiziert wurde, dass eine Kanalisation gebaut wurde, er setzte sich für den Ausbau von Spazier- und Wanderwegen ein – und wagte als erster die Lancierung einer Wintersaison in Zermatt – lange bevor die Eisenbahn die Gäste auch im Winter sicher ins Dorf bringen konnte.
So viel Alexander Seiler auch für sein Familienunternehmen und vor allem für Zermatt und den Tourismus im Wallis geleistet hat, für mich steht natürlich seine Leistung auf dem nationalen, ja internationalen Parkett im Vordergrund. Von 1905 bis 1920 sass Seiler nämlich als äusserst einflussreicher Parlamentarier für den Kanton Wallis im Nationalrat. Immer wieder stand dabei der Tourismus im Zentrum seiner politischen Aktivitäten. Denn er hatte erkannt, dass der Tourismus nur mit grosser Innovationskraft überleben kann. Aber diese Kraft sollte nicht durch überholte Gesetze und einschränkende Vorgaben gebremst werden, sondern sich frei entfalten können. Er setzte sich an vorderster Front für eine optimale Verkehrserschliessung ein, weshalb er ein Kämpfer für den Simplon, die Lötschberglinie und die Grimselpassstrasse war. Seinen – in meinen Augen aber – grössten politischen Coup lancierte er 1911 mit einer Motion zur Gründung einer zentralen Verkaufs- und Marketingorganisation für den Tourismus.
Motion Seiler für den Tourismus
Seiler’s innovatives und unternehmerisches Auge hatte erkannt, dass die einzelnen Leistungsträger und Destinationen nicht in der Lage waren, im Ausland erfolgreich für ihre Hotels und Ferienorte zu werben. Die verzettelten Kräfte sollten deshalb in einer einzigen Schweizer Organisation gebündelt werden. Der Clou dabei war, dass er in seiner Motion aufzeigte, dass die aus Kleinstrukturen bestehende Tourismuswirtschaft nicht alleine für einen starken Auftritt im Ausland sorgen könne. Die öffentliche Hand sollte der Branche massgeblich unter die Arme greifen.
Aufgrund der visionären Motion von Alexander Seiler wurde am 28. November 1917 im Nationalratssaal im Bundeshaus in Bern die “Nationale Vereinigung zur Förderung des Reiseverkehrs”, die spätere Schweizerische Verkehrszentrale (SVZ) gegründet. Sie hatte die Aufgabe, den Reiseverkehr (in die Schweiz) zu fördern. Die SVZ war die Vorgängerorganisation von Schweiz Tourismus, und noch heute erfüllt unsere Organisation genau den Auftrag, den ihr Alexander Seiler in seiner visionären Motion zugedacht hatte:
“Die Marketinganstrengungen aller Schweizer Leistungsträger und Destinationen werden von Schweiz Tourismus gebündelt und koordiniert in der Schweiz und international umgesetzt”
Somit ist die visionäre Kraft Alexander Seiler’s aus Zermatt auch heute noch in der DNA der Schweizer Tourismus-Marketing-Organisation enthalten und inspiriert uns täglich aufs Neue.
Alexander Seiler ist allerdings nur eine – herausragende – Persönlichkeit, die stellvertretend für eine ganze Tourismusregion steht. Auch andere Mitglieder der Seiler-Dynastie sowie viele weitere Zermatter Hoteliers, aber auch Bergbahn-Betreiber, Politiker und Bauunternehmer haben massgeblich dazu beigetragen, das Zermatt heute einer der unbestrittenen Leuchttürme im Schweizer Tourismus ist. Und schaut man genauer hin, dann realisiert man, dass Innovation noch heute ein wesentlicher Treiber der positiven touristischen Entwicklung Zermatts ist. Die Destination am Fusse des Matterhorns ist ganz vorne dabei, natürlich wegen der einmaligen Landschaft und dem schönen Dorf. Aber auch wegen der Kompetenz der Leistungsträger und der Leidenschaft, mit welcher hier Tourismus gelebt wird.
Zermatt “Best Ski Resort”
Gerade im letzten Dezember durfte sich Zermatt – zu Recht – über die Auszeichnung als “Best Ski Resort 2016” freuen. Die Auszeichnung wiegt besonders viel, da sie nicht von einer Fachjury verliehen wird, sondern von den Gästen. Genau gesagt von fast 50’000 Gästen, befragt in allen relevanten Skidestinationen der Alpen. Und diese haben Zermatt auf Platz 1 gehievt.
Im Detail wurde Zermatt auch für
- die bestpräparierten Pisten und
- die grösste Sicherheit,
- das beste Willkommen,
- das beste Luxusangebot und
- die Gemütlichkeit als Siegerin erkoren.
Besonders interessant ist aber, dass Zermatt beim sogenannten “Net Promoter Score” (NPS) ebenfalls einen Spitzenplatz erobert hat. Mit anderen Worten: Die Zermatter Gäste waren überdurchschnittlich zufrieden und werden Zermatt mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterempfehlen. Dass Zermatt ausgerechnet hier punkten kann ist für mich kein Zufall. Denn der NPS ist ganz klar eine strategische Grösse. Man investiert in sie, weil man damit nicht heute oder morgen einen direkten Erfolg verbuchen kann, sondern weil der NPS einem einen langfristigen Erfolg sichert. Die Zermatter leisten heute jeden Tag einen guten Job mit solider Basisarbeit, damit die Gäste immer neue Wow-Momente erleben können, und damit zu echten Weiterempfehlern werden.
Der visionäre Geist von Alexander Seiler prägt darum heute nicht nur Schweiz Tourismus, sondern auch die täglichen Geschicke von Zermatt. Hier wird mit Innovation und Engagement nicht nur für den sofortigen Erfolg gearbeitet, sondern für die langfristige Stärkung der Destination.
“Alexander Seiler wäre ziemlich stolz, wenn er Zermatt – und Schweiz Tourismus – heute sehen könnte. Ganz zu Recht”