Beat P. Truffer: «Die Begeisterung für Zermatt ist in meinen Genen.»

Seit Anfang Jahr leitet Beat P. Truffer das Matterhorn Museum Zermatlantis. In dieser Funktion und als Wanderleiter und Verleger verbindet er Geschichte, Natur und Kultur von Zermatt auf eindrucksvolle Weise. In diesem Interview gibt Truffer Einblicke in seine Arbeit, seine Leidenschaften und seine ganz persönliche Verbindung zu Zermatt.

Angaben zur Person:

Name: Beat P. Truffer
Beruf: Direktor/CEO
Tätig in diesem Beruf: Januar 2024
Aktueller Betrieb: Matterhorn Museum – Zermatlantis

Seit Anfang des Jahres bist du der neue Direktor/CEO des Matterhorn Museums. Wie hast du dich eingelebt?
Ich habe mich sehr gut eingelebt und geniesse die spannende Arbeit hier. Es gibt unglaublich viel Neues zu entdecken und zu lernen, was jeden Tag abwechslungsreich macht. Mein Vorgänger hat mir ein beeindruckendes Fundament hinterlassen, auf dem ich weiterbauen kann. Das Matterhorn Museum ist einmalig und hat einen unvergleichlichen Charakter, den es zu bewahren gibt. Im Vordergrund soll das Museumserlebnis noch weiter durch kleine Eingriffe verbessert und bei einem Zermatt-Besuch zu einem Must werden. Im Hintergrund arbeite ich daran, mit digitalen Ansätzen Prozesse effizienter zu gestalten. Besonders am Herzen liegt mir die Sicherheit im Museum – sei es im Bereich Brandschutz, medizinische Notfälle oder auch Datenschutz. In diesen Bereichen habe ich bereits viele wichtige Schritte hinter den Kulissen umgesetzt.

Beat Tuffer am betrachten der Museumsausstellung
©KALBERMATTEN.swiss
Beat Tuffer am betrachten der Museumsausstellung ©KALBERMATTEN.swiss

Warum hast du dich entschieden, Direktor des Matterhorn Museums zu werden?
Vor meiner Zeit im Zermatlantis war ich über 30 Jahre in Zürich tätig, wo ich im höheren Management einer Versicherungsgesellschaft arbeitete. Irgendwann verlor ich ein wenig die Freude an dieser Arbeit und ich beschloss, frühzeitig in den Ruhestand zu gehen. Doch manchmal öffnet sich eine Tür, wenn man es am wenigsten erwartet: Die Möglichkeit, Direktor des Matterhorn Museums zu werden, bot sich mir – und ich habe sie mit Enthusiasmus ergriffen.

Der Direktor des Mattehorn Museum Beat Truffer
©KALBERMATTEN.swis
Der Direktor des Mattehorn Museum Beat Truffer ©KALBERMATTEN.swiss

Neben meiner Tätigkeit im Museum bin ich auch eidgenössisch diplomierter Wanderleiter und betreibe einen kleinen, aber feinen Buchverlag. Dort habe ich bereits mehrere Bücher veröffentlicht und so eine weitere Leidenschaft zum Beruf gemacht.

Deine Bücher drehen sich vor allem um Zermatt. Wie kommt’s?
Zermatt und seine Umgebung sind meine Heimat, und diese Region fasziniert mich seit jeher.  Schon mit 20 Jahren habe ich mein erstes Buch über Zermatt geschrieben, und seither sind  weitere Werke hinzugekommen – oft mit Bezug zu Zermatt oder dem Matterhorn. Einige dieser  Bücher sind inzwischen sogar vergriffen, was mich besonders freut, da es zeigt, wie sehr dieses  Thema die Menschen bewegt.   

Meine Leidenschaft fürs Schreiben begann schon in meiner Jugend. Damals habe ich gerne  Gedichte verfasst. Doch meine Werke waren zu klein und unscheinbar, um die Aufmerksamkeit  eines grossen Verlags zu erregen. Also nahm ich das Heft selbst in die Hand und entschied mich,  meine Texte eigenständig zu veröffentlichen – und so begann meine Reise als Autor und Verleger.

Du bist eidgenössisch diplomierter Wanderleiter. Welche Tour rund um Zermatt empfiehlst du uns?
Als passionierter Bergsteiger habe ich bereits 73 verschiedene Viertausender im Alpenraum, davon alle Viertausender in der Schweiz bestiegen. Trotzdem ist die Natur rund um Zermatt einfach unvergleichlich. Nicht nur das Matterhorn, sondern die gesamte Bergwelt hat eine atemberaubende Ausstrahlung. So gesehen sind die Möglichkeiten hier grenzenlos.

Beat Truffer auf den Treppen des Matterhorn Museums
©KALBERMATTEN.swiss
Beat Truffer auf den Treppen des Matterhorn Museums ©KALBERMATTEN.swiss

Für viele Gäste ist die 5-SeenWanderung ein Muss. Auch der Aufstieg zur Hörnli-Hütte ist ein Klassiker, der die Herzen aller Matterhornfreunde und Bergliebhaber höherschlagen lässt. Besonders gerne führe ich meine Gäste jedoch zu Orten, die abseits der bekannten Wege liegen.  Verborgene Routen haben ihren ganz eigenen Charme. Ein Beispiel ist das Verlorene Tal, das sich  wunderbar mit einer Weiterwanderung zu versteckten Seen verbinden lässt. Diese kleinen,  unberührten Gewässer sind wahre Geheimtipps – selbst viele Zermatter kennen sie nicht. Ihre  Abgeschiedenheit und unberührte Schönheit machen sie zu einem ganz besonderen Erlebnis.    

Das Oberrothorn, der Hohtälligrat und die gesamte Westseite von Zermatt mit Hohbalm sind schlichtweg überwältigend. Zudem zeige ich gerne Routen im Banne des Weisshorns, sei es über den Felsenweg zum Arigscheis mit Blick ins Schallital oder auf das Gross-Kastel.

Du wanderst in Zermatt, du schreibst über Zermatt, du arbeitest in Zermatt. Warum ist Zermatt für dich so faszinierend?
Die Geschichte der Berge rund um Zermatt ist einfach unglaublich inspirierend und in geologischer Hinsicht ist die Zermatter Bergwelt schlicht einmalig. Die Leistungen, die die Menschen damals in Zeiten der Erstbesteigungen vollbracht haben, sind kaum vorstellbar. Besonders die Geschichte der Erstbesteigung des Matterhorns hat etwas Mystisches. Natürlich ist der Berg atemberaubend schön, doch es sind die Geschichten und Legenden um ihn, die ihn geheimnisvoll und faszinierend machen. Und auch heute gibt es noch ungelöste Rätsel, die den Mythos lebendig halten. Diese Verbindung aus Natur, Geschichte und Mysterium hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen.   

Beat Truffer vor dem Relief der Erstbesteigung des Matterhorns ©KALBERMATTEN.swiss
Beat Truffer vor dem Relief der Erstbesteigung des Matterhorns ©KALBERMATTEN.swiss

Vielleicht liegt diese Faszination auch in meiner Familie. Mein Urgrossvater war Bergführer und ist  nach der Erstbesteigung nachweislich zweimal mit Edward Whymper in den Bergen unterwegs  gewesen – einmal davon am Matterhorn. Mein Grossonkel hat mir später das Führerbuch meines  Urgrossvaters geschenkt, in dem diese Touren dokumentiert sind. Vielleicht trage ich die  Begeisterung für Zermatt und seine Geschichte wirklich in meinen Genen.

Im Matterhorn Museum zeigt eine Wand die verschiedenen Epochen Zermatts. Wie würdest du den aktuellen Zeitgeist Zermatts auf dieser Wand darstellen?
Wir befinden uns in einer entscheidenden Phase, in der wir sorgfältig abwägen müssen: Wie gehen wir mit dem Klimawandel um? Wie bewahren wir die einzigartige Schönheit unserer Natur und den besonderen Charakter des Dorfes, während wir gleichzeitig offen für die Zukunft bleiben?

Zermatt soll weiterhin ein Ort sein, an dem sich Gäste aus aller Welt willkommen fühlen. Der heutige Zeitgeist erfordert nicht nur Wachstum, sondern vor allem Verantwortung –  für die Natur, die Gemeinschaft und die Gäste, die Zermatt lieben.

Zermatt ist für mich…
… der Ort, an dem sich alles in meinem Leben vereint: die majestätische Natur, die Berge, meine Leidenschaft für Fotografie, das Schreiben von Büchern, meine Arbeit – und letztlich das pure  Leben selbst.

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