Mit dem Gedankenansatz: “Alles was man in die Erde gibt, wird man einmal ernten”, habe ich vor 18 Jahren den Betrieb meiner Eltern in Zermatt übernommen. Das Restaurant Chez Heini wurde zu meinem Garten. Ich säte nur Rosen, es sollte ein Garten voller Blüten und Düfte werden. Aber wie das Leben so spielt, merkte ich bald, dass Rosen nicht von heute auf morgen blühen. Es braucht so viel an Geduld, Dünger und Sonnenschein, 1000 Dinge. Dann fliegen noch Bienen, Schmetterlinge, Vögel und sonstige Wesen, die noch andere Samen und Pollen bringen, so dass plötzlich neben zwei, drei Rosen auch Unkraut, Veilchen, Nelken und weiss Gott was für Gewächse ihren Kopf der Sonne entgegenstrecken.
Also stimmte mein Grundgedanke nicht zu 100%. Was man will, das hat man nicht und was man hat, das will man nicht.
So lebe ich nun mit einem Garten nicht voller Rosen, trotzdem schön und einzigartig.
Gerade im Gastgewerbe ist es nicht einfach Menschen für etwas zu begeistern und zu erfreuen. Medien, Fernsehen, Zeitschriften zeigen immer die schönsten, perfektesten Hochglanzbilder von Gerichten, Mitarbeitern, Dekorationen, Blumen etc. Alles in super geilem Licht und ohne jeden Fehler. Jedem Küchenchef gelingt das noch so komplizierte und hochgepushte, unverständliche Rezept. Probiere ich es dann zu Hause in meiner Küche aus, sieht das Endprodukt mehr nach einem grossen Drunter und Drüber aus. Das Chaos in meiner Küche ist dann das Kunstwerk, nicht die hübsch angerichteten Gerichte vom Küchenchef im Fernsehen.
Wie in allen Dingen, darf man nicht nur eine Seite begutachten. Es gibt auch eine zweite Seite, nämlich die hinter den Kulissen, die aber sehr oft versteckt oder überdeckt wird. Mensch sein heisst eben auch menschlich bleiben – dies gilt für die Gäste und natürlich auch für die Angestellten.
Zermatt als Arbeitsplatz ist mittlerweile für viele junge Leute ein Urlaubsziel mit dem, in manchen Augen, negativen Nebeneffekt “ARBEIT” verbunden. Im Leben darf und sollte man nicht rückwärts gehen. Ein Rad soll man nicht zurückdrehen, es muss vorwärts in die Zukunft gedreht werden. Wir können nur die Energie, die Kraft in uns erwecken, wenn wir das Lebenselixier aus den Wurzeln, nicht nur den Blüten entnehmen.
“Werte sind wichtige Bestandteile, Grundsätze!”
Ein “Danke”, “Bitte”, “Es tut mir leid” gehören nicht nur im Gastgewerbe zur Grundausstattung, sondern ins Leben aller Rassen und Religionen.
Kinder in die Welt setzen, sich sagen: “Die machen das schon.”, ist vielleicht eine Seite, aber auch junge Menschen brauchen heute noch gewisse Grundregeln, Grundsätze und Werte, damit das Zukünftige auch in Gärten voller Blüten lebt und besteht. Träume, Illusionen und Visionen zu haben ist wichtig – Gemeinsam!
“Alleine träumen bleibt ein Traum – Zusammen träumen wird zur Realität”
Euer
Dan Daniell
9 comments
Du sprichst mir aus der Seele
Genau so ist es.
Ganz tolle Erkenntnisse.
Vieles in diesem Job ist für das Auge nicht immer sichtbar. Ich denke wenn du weiterhin Grundwerte und Respekt deinen Mitarbeitern gegenüber vermittelst, wirst du ständig ernten. Die Arbeit mit und für Menschen ist jedoch nicht immer ein Schoki Job. Weiterhin viel Erfolg……😊
Das Leben könnte wie Du beschrieben hast so einfach und wunderschön sein wenn wir uns alle an den Grundsatz halten das Werte Respekt und Achtsamkeit der Anfang von allem ist .
Toll geschrieben!Und so wahr…❤️
Wirklich ganz toll und auch sooooo wahr ge- und beschrieben! Die von Dir ( ich hoffe, es klingt nicht respektlos, Dich zu duzen,) so philosophisch beschriebenen Grund- und Lebensregeln sind äußerst wichtig für ein fruchtbares Zusammenleben in unserer Gesellschaft! Wer nicht sät, kann auch nichts ernten, besagt schon ein altes Sprichwort. Weiterhin viel Erfolg!
Wunderschön geschrieben 😘Und so wahr -das Leben kann so einfach sein,wenn man anderen mit Liebe und Respekt begegnet. Und wenn man nicht versucht, auf alles zu hören, was Hochglanzmagazine vorgeben. Das Leben mit Liebe und Achtsamkeit zu füllen, statt 100 % perfekt sein zu müssen, ist so viel mehr wert.
Mit lieben Grüßen und Gedanken 😘
Lieber Herr Daniell,
ich starte morgen per Bus und Bahn die lange Reise nach Zermatt um meine Tochter Laura, in Süditalien aufgewachsen und nun in Zermatt im Service arbeitend, zu besuchen. Ich bin sehr froh für Laura, dass sie sich in Zermatt wohl fühlt und diese Arbeit ihr Selbstvertrauen und ein Auskommen bietet… und sie offensichtlich auch verhaltenstechnisch schon sehr viel gelernt hat 🙂 – nun weiss ich, woher der ‘gute Geist’ kommt und bin sehr dankbar dafür – vielleicht begegnen wir uns ja die nächsten Tage mal! Es ist genau dieses Thema, das mich in letzter Zeit immer mehr in den Bann zieht: Wir, also die Generation, die schon mehr oder weniger ihre Schäfchen im Trockenen hat, müssen Zuversicht und gute Gedanken säen und wachsen lassen!!
Herzlichen Gruß,
Uschi (Mutter von Laura)
Geschätzter Dan
So echt sympatisch und autentisch 😉 Ich wünsche ihnen weiterhin viel Freude am Beruf und den Menschen die Sie besuchen kommen. Ich freue mich jetzt schon wieder mal in Zermatt zu sein. Ich bin sicher dass ich in einem früheren Leben bei euch gelebt habe….bin auch am überlegen ob ich mal eine Saison hochkommen und dort arbeiten will….
Liebste Grüsse Regina