Angaben zur Person:
Name: Rainer Maria Salzgeber
Beruf: TV-Moderator
Tätig in diesem Beruf: seit 1994
Aktueller Betrieb: Schweizer Fernsehen SRF
7 Fragen an Rainer:
Deine Familie hat in Zermatt eine Wohnung. Welche Bedeutung hat das Dorf für dich?
Zermatt hat seit meiner Kindheit einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich erinnere mich lebhaft an die Ferien, die ich als kleiner Junge am Fusse des Matterhorns verbrachte. Einer der schönsten Tage meines Lebens fand ebenfalls in Zermatt statt: der Tag, an dem ich meine Frau Chantal heiratete. Diese Verbindung zu Zermatt ist besonders stark, da Chantal selbst Zermatter Burgerin ist. Daher haben wir uns immer gesagt: Wenn eine Wohung im Oberwallis, dann soll sie in Zermatt sein.
Der Sommer war intensiv: Fussball-EM, Jassen, Olympia. Braucht Rainer Maria Salzgeber deshalb Zermatt als Rückzugsort?
Ich bin nicht der Typ, der durch meinen Job einen Rückzugsort benötigt. Ruhe und Abgeschiedenheit brauche ich nicht, um mich zu erholen. Ich bin auch nicht gerne allein. Meine Batterien lade ich am besten auf, wenn ich unterwegs bin. Nach 15 Minuten Strandferien sage ich meiner Frau scherzhaft, dass ich erholt bin und wir etwas unternehmen sollten.
Meine Arbeit beim Fernsehen empfinde ich nicht als Belastung. Sie ist spannend und interessiert mich sehr. Die Möglichkeit, bei grossen Sport-Events wie der Fussball-EM live dabei zu sein oder auch Sportgrössen wie Roger Federer persönlich zu treffen, ist ein Privileg.
Kurz gesagt: Zermatt ist für uns nicht ein Rückzugsort. Wir sind wegen den Menschen und der Magie des Ortes in Zermatt.
Wegen der Beziehungen zu den Menschen kommst du gerne nach Zermatt, sagst du. Wie würdest du den Zermatter beschreiben?
Ich denke, man kann den typischen Zermatter nicht in ein Schema pressen. Jeder Mensch ist individuell. In Zermatt findet man die gesamte Bandbreite menschlicher Charaktere: von engstirnig bis weltoffen. Die Art und Weise, wie Zermatter miteinander und mit Fremden kommunizieren, variiert: Spricht ein Zermatter mit einem anderen Zermatter, ist das oft anders, als wenn er mit einem Auswärtigen redet. Zudem spielt die Familiendynastie eine bedeutende Rolle im zwischenmenschlichen Austausch. Gerade diese Vielfalt und die spannenden Dynamiken machen Zermatt für mich so faszinierend.
Zürich – Zermatt. Zwei Zs, eine bedeutungsvolle Verbindung?
Das Doppel-Z, Zürich und Zermatt, ist meine Heimat. Das Velorennen «Chasing Cancellara» hat meine beiden Herzensorte miteinander verbunden, weshalb ich unbedingt daran teilnehmen wollte. Ich bin zweimal mitgefahren.
Beim ersten Rennen hatte ich Schwierigkeiten, mich an den Zeitplan zu halten, da ich bei jeder Gelegenheit angehalten habe, um mit den Menschen am Strassenrand zu sprechen. Diese Verzögerungen konnte ich mir nicht leisten. Daher erhielt ich bei meiner zweiten Teilnahme die Startnummer 1, um einen Vorsprung zu haben.
Zermatt letztlich per Velo zu erreichen, war eine Ankunft voller Emotionen: Fabian Cancellara begrüsste jeden Teilnehmenden in Zermatt persönlich mit einem Handschlag, was sehr beeindruckend war. Die Platzierung war für mich völlig nebensächlich.
Das Rennen hatte für mich zwei Ziele: Erstens wollte ich meine Grenzen ausloten und herausfinden, ob ich so ein Rennen überhaupt bewältigen kann. Zweitens hatte die symbolische Verbindung von Zürich und Zermatt mit dem Velo eine tiefe Bedeutung für mich.
Welchen Tipp gibst du einem Freund mit, wenn er das erste Mal nach Zermatt reist?
Du kannst 1000 Tage in Zermatt verbringen und wirst jeden Tag etwas Neues entdecken. Die Möglichkeiten in Zermatt sind schier grenzenlos und jedes Gebiet bietet einzigartige Erlebnisse. Ein absolutes Muss ist der 5-Seen-Weg. Auch ein Rundflug mit der Air Zermatt um das Matterhorn ist beeindruckend und zeigt dir die wahre Grösse von Zermatt. Wenn du im Helikopter sitzt und der Gipfel des Matterhorns zum Greifen nahe ist, wirst du vor Ehrfurcht erstarren.
Was ist dein bewegendster Zermatt-Moment?
Die Besteigung des Matterhorns am 4. August 2017. An diesem Tag stand ich zusammen mit meinem Bergführer Ugi auf dem schönsten Berg der Welt. Für mich ist dieser Moment ein Erlebnis für die Ewigkeit.
Damals konnte ich mir vier Wochen Auszeit nehmen und machte die Besteigung des Matterhorns zu meinem persönlichen Projekt. Vorher hatte ich keine Erfahrung im Bergsteigen. Ugi nahm mich mit zum Riffelhorn und sein erstes Urteil war ernüchternd. Doch wir trainierten hart: Wir übten an der Kletterwand, bestiegen den Pollux und machten die halbe Breithorn-Traversierung. Schliesslich wagten wir uns erfolgreich an das Matterhorn.
Als ich den Gipfel erreichte, überkam mich eines der intensivsten Glücksgefühle meines Lebens. Seit diesem Moment fühle ich mich noch stärker mit diesem Ort verbunden. Jedes Mal, wenn ich jetzt zum Matterhorn hinaufschaue, denke ich: “Hey, das gehört auch zu mir.”
Zermatt ist für mich…
…ein Ort der Gegensätze. Hier stehen die ältesten Stadel neben den modernsten Häusern. Hier begegnet man urigen Einheimischen genauso wie flippigen Hippies. Zermatt ist gelebte Vielfalt. Es ist ein Dorf – und dennoch mondän. Ein Zermatter muss nicht in die Welt hinaus, um sie zu erleben. Die Welt kommt nach Zermatt.