Geschrieben von Max Laber, Team Kultur und Zermatt Inside
Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt mir ein Leben in den Bergen aufzubauen. Nach meinem erfolgreichen Abschluss zum Hotelfachmann, habe ich meine wichtigsten Sachen eingepackt und bin los. Ich hatte keine Ahnung was mich erwarten wird. Wie wird das Leben in Zermatt sein? Wie ist die Mentalität der Menschen? Wie wird es sein, das erste Mal alleine zu wohnen? Viele Gedanken gingen mir während der achtstündigen Autofahrt durch den Kopf. Das Auto geparkt in Täsch, ging es weiter nach Zermatt. Zermatt ist eine komplett andere “Stadt” als ich es gewohnt war. Autofrei, nur zuvorkommende und weltoffene Menschen laufen einem über den Weg. Ich habe in Hagen, eine Stadt bei Dortmund, meine Ausbildung in der deutschen Jugendherberge abgeschlossen und hatte das Glück, meinen Job im selben Unternehmen in Zermatt fortführen zu können. Mein Traum ist im Juni diesen Jahres in Erfüllung gegangen.
Ich baue mir ein neues Leben in den Bergen auf.
Auch wenn das Leben in Zermatt zu meinem Alten eine komplette Umstellung ist, habe ich mich schnell eingelebt. Neue Kulturen, Sprachen, wie auch für mich fremde Gebräuche, wurden zu meinen Herausforderungen im Alltag. Da ich ein sehr weltoffener Mensch bin, passe ich nicht nur extrem gut nach Zermatt, sondern auch perfekt in mein internationales Arbeitsteam.
Zermatt – ein Dorf wie gemalt
Meine freien Tage nutze ich um meine neue Heimat besser kennenzulernen. Ich gehe oft spazieren – vor allem im Sommer kann man das in Zermatt sehr empfehlen. Die Aussichten sind unbezahlbar! Gerade, wenn man aus einer Stadt wie Dortmund kommt. Ich bin es gewohnt graue asphaltierte Straßen, hohe Gebäude, überfüllte Straßen und wenig Grün zu sehen. Zudem kann man auch sagen, dass das Leben in Zermatt durchaus stressfreier ist. Man muss sich nicht mit stundenlangen Verkehrsproblemen, wie Stau auseinandersetzen. Man wird einfach durch die Natur und die Landschaft entspannter. Ich genieße es. In Zermatt gibt es eine Gondel, die zum Matterhorn Glacier Paradise führt. Dieser Weg dorthin ist bekannt durch die weltweit längste Seilbahnstrecke ohne einen einzigen Mast dazwischen. Dort oben angekommen, auf fast 4000 Meter Höhe, ist die Luft nicht nur durch die Höhe knapp, sondern man ist einfach sprachlos. Für einen Grossstadtjungen gar nicht in Worte zu fassen. Diese Aussicht war einmalig.
Leben in Zermatt – Alltagssituationen
Ein Leben in Zermatt wirft auch einige Fragen auf: “Wie transportiere ich meinen Einkauf?“, oder ,”Wieso liegen hier keine Müllsäcke am Strassenrand?” beschäftigen. Um sich in Zermatt fortzubewegen, wenn grad mal das Fahrrad nicht ausreicht, gibt es Elektro-Taxis. Ich musste mir erstmal einen großen Einkaufskorb besorgen, um meine Einkäufe sicher nach Hause zu bringen. Hier zählt nicht wie viel in den Kofferraum passt, man achtet auf die Umwelt und fährt mit dem Fahrrad oder geht zu Fuss zum Supermarkt.
Die Müllentsorgung ist hier auch ganz anders als ich es kenne. In Dortmund hat man strickt gelben-, grauen- und Papiermüll getrennt. Hier in Zermatt gibt es ganz bestimmte Müllsäcke. Die gefüllten Müllsäcke schmeißt man dann in vorgegebene Müllpressmaschinen. Für die Pfandflaschen, gibt es keine wie in Deutschland mir bekannten vorgesehenen Automaten, sondern PET-Rücknahmestellen. Ungewohnt, denn früher hat man für seine Pfandflaschen Geld bekommen und konnte so einen Teil seines Einkaufes bezahlen. In Zermatt gibt man seine PET-Flaschen nur zurück ohne Pfand einzuziehen.
Neues Land, neue Sprache
Schweizer-bzw. Walliser Deutsch habe ich mir nie besonders schwer vorgestellt. Das ein oder andere “ch” oder “li” an ein Wort angefügt und man beherrscht die Sprache. Doch das war leider nicht der Fall. Da ich aus dem Ruhrpott komme, spreche ich selbst kein ‚”perfektes‘” Hochdeutsch. Ich bevorzuge den ,”Ruhrpott-Dialekt”. Wörter bzw. Redewendungen wie ,”kannste”, “mach ma” oder “wo bisse?” waren für mich ganz normal, sind jedoch hier für die Einheimischen Fremdwörter.
Durch meinen Job lerne ich extrem viele Kulturen und Sprachen kennen. Gäste erzählen Geschichten aus deren Heimatländern und somit bekommt man ein größeres Allgemeinwissen. Zudem werden einem so verschiedenste Bräuche näher gebracht.
Aktivitäten in Zermatt
Ich habe ganz schnell gelernt, dass es in Zermatt auf das ,”Wir” ankommt und nicht auf das ,”Ich”. Man unternimmt gemeinsam Dinge und begibt sich auf unvergessliche Abenteuer. Die wenigsten begeben sich alleine auf ,”Entdeckungstour”.
Im Sommer ist das Freizeitangebot enorm gross. Ich hatte Angst dass es irgendwann zu eintönig wird, aber diese wurde mir nun genommen. Man kann zum Beispiel Tennis- und Fußballplätze nutzen, zum See begeben und dort baden, windsurfen, oder man geht einfach wandern und genießt die Aussicht. Im Winter ist in Zermatt Hauptsaison. Leute kommen aus aller Welt um Ski oder Snowboard zu fahren. Die Pisten sind ständig besucht. Auch ich selber habe mich vor ein paar Tagen das erste Mal auf die Piste gewagt und freue mich auf die kommende Saison. Ich bereue meine Entscheidung, um das Leben in Zermatt, keinen einzigen Tag, auch wenn ich oft an meine Freunde und Familie zurückdenke.
3 comments
Lieber Max.
Besser hätte man den Artikel nicht schreiben können. Ich find ihn prima und du hast so ziemlich alles wichtige berichtet, was sich lohnt zu erfahren über Zermatt. Ich selbst bin auch aus dem Pott ud habe 8 Jahre auf Zermatt gelebt. Dort habe ich immer noch genügend Kontakte und komme immer wieder gerne in dieses schöne Bergdorf. Mich hat es wieder in die Stadt gezogen (ZH) aber die Zeit und Erfahrungen die ich dort sammeln durfte, sind unbezahlbar.
Lg Angie Richter
Ich komme nach🤓