Angaben zur Person:
Name: Emanuel Julen
Beruf: Bergführer
Tätig in diesem Beruf: seit 2018
Aktueller Betrieb: Selbstständig
7 Fragen an Emanuel:
Statt als Ingenieur arbeitest du heute als Bergführer. Warum?
In der Bergwelt 🏔️ bin ich aufgewachsen. Die Natur fasziniert mich. Dort bin ich Zuhause. Die Berge sind mein Spielplatz. Bereits in jungen Jahren habe ich meine ersten Gipfel bestiegen, und diese Leidenschaft hat mich seither nicht losgelassen. Während meines Studiums 🧑🏼🎓 zog es mich immer wieder zurück in die Berge Als Ingenieur drinnen im Büro zu arbeiten, kann mich nicht vollumfänglich glücklich machen. Deshalb beschloss ich, meine Leidenschaft zum Beruf zu machen und Bergführer zu werden.
Für mich steht die Natur und der zwischenmenschliche Kontakt im Vordergrund, besonders der Umgang mit meinen Gästen. Beim Bergsteigen mit Gästen liegt der Schwerpunkt auf ihrer Betreuung und Begeisterung. Mir wurde schnell klar, dass ich den Kontakt mit den Menschen geniesse. Es bereitet mir Freude, den Menschen Ziele zu ermöglichen, die sie alleine nicht erreichen würden. 💪🏻
Was zeichnet einen guten Bergführer aus?
In der Umgangssprache heisst es oft, dass ein alter Bergführer, ein guter Bergführer sei. Meine Bergführer-Philosophie ist es, auf den Gast einzugehen. Der Gast soll ein möglichst unvergessliches Erlebnis haben und geniessen können. Der persönliche sportliche Ehrgeiz steht nicht im Fokus. Im privaten Bergsteigen ist der Ehrgeiz eher vertreten. Diese Philosophie passt zu mir. Das ich alt werden möchte steht ausser Frage. 😊
Die Gäste können sehr unterschiedlich sein: Es gibt hochmotivierte Gäste, die sich manchmal überschätzen, und solche, die sich weniger zutrauen, als sie tatsächlich können. Es ist die Verantwortung des Bergführers, die Gäste einzuschätzen und Ihnen genussvolle sichere Tage zu bereiten. ☺️
“Der Gast sollte sich in einem Umfeld bewegen, in der er sich entfalten kann. Deshalb denke ich, dass ein guter Bergführer derjenige ist, der auf den Gast eingehen und seine Bedürfnisse erkennen kann.”
Emanuel Julen
Welche Touren machst du gerne?
Die Umgebung um Zermatt ist einzigartig und kaum in Worte zu fassen. Das hochalpine Erlebnis mit seinen Gletschern und Viertausendern ist einfach unvergleichlich. Dennoch erkunde ich auch gerne neue Gebiete. Es gibt unzählige Ecken, welche ihre eigenen schönen Facetten haben. ✨ Es ist immer wieder erfrischend neues zu entdecken. In der jungen Generation sind die klassischen Matterhorn–Bergführer weniger vertreten. Obwohl die Matterhornbesteigung eine einzigartig schöne Tour ist und es stets ein Genuss ist, auf meinem Hausberg zu stehen. ❤️
Wenn du alleine unterwegs bist, so ist der Ehrgeiz eher vertreten, sagst du. Welche Ziele hast du?
In meiner Freizeit bin ich oft mit meinen Kollegen unterwegs. Uns reizen verschiedene Herausforderungen. Dies geht von Nordwänden, Eisklettertouren , Skitourenrennen bis hin zu gemütlichem Sportklettern. 💁🏽 Wir schauen, was die aktuellen Verhältnisse zulassen und machen das Beste daraus. Das Ziel ist es, die Berge zu geniessen. So sind die Ziele sehr dynamisch und ändern sich stetig.
Das Bergsteigen als Privatperson ist eine andere Erfahrung. Ich vertraue meinen Kollegen voll und ganz. Ich weiss, dass ich mich nicht um sie kümmern muss. Diese Gewissheit ändert vieles beim Bergsteigen, auch in der Kommunikation. Wenn man sich gut versteht, kann es vorkommen, dass man während einer Tour nur sehr wenig Worte miteinander wechselt. Die Gespräche beginnen nach der Tour wieder. Jeder weiss, was zu tun ist und wie er sich verhalten soll. Man spürt den Partner, sei es, um sein Wohlbefinden zu erkennen oder um festzustellen, ob er mal einen schlechten Tag hat. 😅
Neben den Bergen lockt dich auch die Jagd in die Natur. Warum?
Die Jagd wurde mir praktisch in die Wiege gelegt: Sowohl mein Grossvater als auch mein Vater waren Jäger. Daher begleitete ich sie schon von klein auf zur Jagd. 🐾 Ein Jäger ist das ganze Jahr über aktiv. Mich fasziniert besonders der Hintergrund und die Vorbereitungen für die Jagd. Ab Mai beginne ich, die Wildtiere zu beobachten, hauptsächlich in der Gegend um Tuftern. Wenn im September und Oktober die Jagdsaison startet, kenne ich viele Tiere bereits und in etwa auch ihr Verhalten. Doch die Jagd ist immer wieder unberechenbar und mit glücklichen Zufällen bestückt. Dies macht die Jagd zu einmaligen Erlebnissen. Darum gibt es unter den Jägern auch immer die besten Geschichten. Ob sie immer zu 100% wahr sind, ist eine andere Frage. 😉
Die Jagd hat auch etwas Romantisches für mich. Während zwei Wochen geniesst man jeden Sonnenaufgang und -untergang. 🌄 Die Herbststimmung mit seinen Farben ist ein Abschluss vom meist intensiven Sommer und ein Beginn in den nahenden Winter. Die Zeit in der ruhigen Natur ist ein purer Genuss.
Du bist in den Gemeinderat nachgerutscht. Wie fühlst du dich in diesem Gremium?
Ganz ursprünglich wollte ich gar nicht in den Gemeinderat. Ich fand es jedoch inkonsequent, Entwicklungen im Dorf zu kritisieren, ohne selbst Verantwortung zu übernehmen. So entschied ich, mich auf die Wahlliste setzen zu lassen. Nun sitze ich als Nachfolger von Toni Lauber im Gemeinderat.
Als Mitglied des Gemeinderats trage ich Verantwortung für anspruchsvolle Themen wie Raumplanung, Umwelt sowie Abfallbewirtschaftung. Zermatt steht vor Herausforderungen, die wir als Gemeinschaft bewältigen müssen. Themen wie die Schaffung von Wohnraum oder die Raumplanung sind in aller Munde und geben viel zu diskutieren. 🗣️
Der Tourismus spielt in Zermatt eine immense Rolle. Für den Gemeinderat ist es nicht immer einfach, die besten Voraussetzungen für den Tourismus zu schaffen, ohne die anderen Anliegen der Dorfgemeinschaft zu vernachlässigen. Diesbezüglich hinterfragt sich der Gemeinderat häufig selbst. Ich engagiere mich im Gemeinderat, weil mir Zermatt am Herzen liegt und ich meinen Beitrag leisten möchte. 🤝🏼
Zermatt ist für mich…
… die Heimat, in welche ich immer wieder gerne zurück komme. 😊