Es summt auch am Fusse des Matterhorns 🐝

«Starker Flugbetrieb, Pollen werden eingetragen» – das sind keine Notizen über die Aktivitäten der Air Zermatt sondern der Eintrag vom 4. April in meinem Imkertagebuch.

Wie es aussah, hatten meine 3 Zermatter Bienenvölker den Winter gut überstanden. Etwas, was ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, nachdem ich im Dezember gesehen hatte, wie tief die Bienenbeute mit Schnee bedeckt war.

Imkerei
Bienenbeute tief verschneit ©Doris Kündig

Aber das sind die Wunder der Imkerei, über die ich immer wieder staune. Eher durch Zufall kam ich zur Imkerei. Auf der Suche nach einem sinnvollen Hobby erzählte mir ein ehemaliger Schulkollege, dass er eben einen Imkerkurs abgeschlossen hatte. Nach unserem Gespräch war ich sicher, dass ich das auch erlernen wollte. Denn die Arbeit als Imkerin ist nicht nur faszinierend und komplex, sie ermöglicht die Arbeit in und mit der Natur. Der Lohn dabei ist das befriedigende Gefühl, etwas Gutes und Sinnvolles für die Natur geleistet zu haben und am Ende des Imkerjahres erst noch flüssiges Gold / Honig ernten zu können. 🍯🍯

Vor 2 Jahren habe ich dann den Imkerkurs abgeschlossen, der vom Kantonalverband Oberwallis regelmässig durchgeführt wird. Da ich kein Bienenhaus zur Verfügung hatte, entschied ich mich, mit sogenannten Magazinen als Bienenbeute zu arbeiten. Diese werden im Freien in Zermatt aufgestellt, natürlich mit dem Einverständnis der Grundbesitzer. Meines Erachtens erleichtert dieses System auch die Arbeit an den Völkern. Aber das ist natürlich Ansichtssache.

Der Bienenstand ist ein Ort der Ruhe und Musse

Ich merkte schnell, dass sich Nervosität oder Stress auf meine Zermatter Bienenvölker überträgt. Dem entsprechend musste ich lernen, ruhig an den Völkern zu arbeiten und mir Zeit zu lassen. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass ich nach dem Besuch bei meinen Bienen jeweils völlig entspannt bin.

Ich musste zudem lernen, dass bei der Arbeit mit den Bienen auch Geduld gefragt ist. Auch wenn es mich reizt, ständig nach dem Stand der Dinge im Volk zu schauen, sollte man die Völker so wenig wie möglich stören und darauf vertrauen, dass die Bienen schon wissen, was sie tun.
Aber es ist eine Freude, den starken Flugbetrieb zu beobachten und Bienen mit dicken Pollenhöschen zu sehen. Das zeigt an, dass die Königin brütet.

Aufgrund des schönen und warmen Wetters konnte ich meine Völker bereits Mitte April, also gut 2 Wochen früher als sonst, auswintern. Im Vergleich zum Unterland ist das aber trotzdem noch spät. Wenn wir auf knapp 1’700 m die Völker auswintern, sind die Bienen im Unterland schon so stark, dass die Imker den Honigraum aufsetzen oder bereits das erste Mal Honig ernten können. D.h. da das Imkerjahr im Unterland bedeutend länger dauert und das Angebot an Tracht / Nahrung früher verfügbar und vielfältiger ist, können Imker dort auch zwei Mal pro Jahr im Mai und im Juli Honig ernten.
Abgesehen vom Ertrag gibt es bei uns wegen des kürzeren Imkerjahres aber nicht weniger Arbeit. Der Prozess läuft wegen der Temperaturen und der Vegetation einfach schneller ab.

Meine Zermatter Bienenvölker besuche ich regelmässig

Je nachdem welche Arbeiten anstehen 1 bis 4x pro Woche. Manchmal entdecke ich auch grad eine Biene, die schlüpft.

Imkerei
Mein Bienenstand – ein Ort der Ruhe und Musse ©Doris Kündig

“Ich liebe den Moment, wenn ich eine Wabe in den Händen halte
und den Bienen 🐝 bei ihrer Arbeit zuschaue.”

Da ich noch nicht sehr lange imkere, erlebe ich immer wieder Neues. So habe ich dieses Jahr beispielsweise zum ersten Mal ein Jungvolk gebildet und einen Bienenschwarm eingefangen. Und immer wieder wundere ich mich, warum etwas bei einem Volk funktioniert und bei einem anderen nicht. Bei Unsicherheiten stehen mir meine Kursleiterin und mein Imker-Götti aber immer mit Rat und Tag zu Seite.
Die Bienen belohnten meine Pflege: Ende Juli durfte ich zum ersten Mal Honig ernten.

Die Fotostrecke vermittelt einen Eindruck von der Arbeit am Bienenstand.

Bildlegende:
1. & 2. Kontrolle des Bienenvolkes / 3. Eine Brutwabe mit schöner, verdeckelter Brut in der Mitte und einem Futterkranz darum herum. / 4. Bevor die Honigwabe ausgeschleudert werden kann, muss die dünne Wachsschicht, welche den Honig schützt, entfernt werden. / 5. In der Schleuder wird der Honig aus den Waben geschleudert… / 6. …und dann in einem Kessel aufgefangen ©Doris Kündig

Während sich der Sommer dem Ende neigt und die Temperaturen wieder sinken, bereiten sich die Völker langsam auf die Winterruhe vor. Ich hoffe, dass meine Zermatter Bienenvölker den Winter gut überstehen, damit ich im nächsten Frühling wieder in mein Imkertagebuch schreiben kann: Starker Flugbetrieb, Pollen werden eingetragen. 🐝🍯

Zermatter Bienenvölker Honig
Und zu guter Letzt – geniessen ©Doris Kündig

Wissenswertes über die Bienen

Die Organisation im Bienenvolk ist absolut faszinierend. In einem Bienenvolk leben drei Bienenwesen, insgesamt zwischen 10’000 (Winter) und 30’000 (Sommer) Tiere.

Königin: Die Königin sorgt für die Nachkommen, indem sie in Zeiten ihrer Hochform täglich an die 1‘200 Eier ablegt. Im Alter von ein bis zwei Wochen bricht die Königin zum Hochzeitsflug auf. Dabei sucht sie gezielt Sammelplätze von männlichen Bienen (Drohnen) und paart sich mit ihnen. Die Königin wird bis zu fünf Jahre alt.
Bei Bedarf ziehen die Arbeiterinnen aus jüngster Brut auch eine neue Königin heran.

Drohnen: Dies sind die männlichen Bienen und entstehen aus unbefruchteten Eiern. Ihr einziger Lebenszweck ist die Begattung der Königin.

Arbeiterin: Diese ist im Laufe ihres Lebens mit verschiedenen Aufgaben betraut. Die Tätigkeiten hängen hauptsächlich von ihrem Alter ab.

Tage nach
Schlüpfen
Tätigkeit im Bienenvolk
Stockbiene 1. – 2. TagZellenputzerin: säubert Brutzellen, die vor
kurzem frei geworden sind.
Stockbiene 3. – 12. TagAmmenbiene: füttert die Larven
Stockbiene 12 . – 20. Tag – Nektarabnehmerin: Herstellung
und Einlagerung von Honig
– Baubiene: Wabenbau
– Wächterbiene: bewacht Stockeingang
Flugbiene20. bis
Lebensende
Sammelbiene: sammelt Nektar, Honigtau,
Pollen, Wasser, Kittharz

Quelle: Das schweizerische Bienenbuch, Band 2, Seite 44

Im Gegensatz zu den Sommerbienen, die ca. 6 Wochen alt werden, leben Winterbienen bedeutend länger. Bei den Winterbienen handelt es sich um die letzte im Herbst aufgezogene Brut. Ihre Aufgabe besteht darin zu überwintern und im Frühjahr die neue Brut zu versorgen.

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