Manche nennen es «Scheitern», für mich war es «Einsicht». Mein Gefühl wurde bestätigt. Schon so lange liess mich aber der Gedanke nicht los, die Bergführerausbildung zu machen. Ich wollte draussen sein, mit Gästen unterwegs – am liebsten mit weiblichen Gästen – sie ermutigen, in die Berge zu gehen, Selbstvertrauen zu gewinnen, über den eigenen Schatten zu springen.
Insgeheim wusste ich aber, dass ich lieber für mich, mit meinem Freund und meinen Freunden die Berge erlebte. Das Bergführerhandwerk ist ein harter Beruf – nicht nur am Berg. Die Verantwortung ist hoch, mancher Kunde mühsam, die Organisation der Touren zeitaufwändig… Es gab aber nur einen Weg herauszufinden, ob ich für den Beruf gemacht bin oder nicht. Also hü!
Der Eintrittstest verlief sehr gut, davon habe ich die nächsten Schritte abhängig gemacht. Also habe ich mich auf Empfehlung der Experten für den Kurs angemeldet.
Da stand ich – mit 40 Männern – in Grindelwald. Auf geht’s auf die First. Von Anfang an war ich der Exot oder in diesem Fall die Exotin. Als einzige Frau in der Ausbildung war ich gleichzeitig auch noch die Freundin von einem Bergführer, Extrembergsteiger und Ausbildner. Als wäre der Druck für solch eine Ausbildung nicht schon gross genug – alle Augen waren auf mich gerichtet. Was kann diese Frau?
Der Druck war immens, nicht nur der, den ich mir selber auferlegte. Schon bald warf ich die Flinte ins Korn, habe mich selber über mich lustig gemacht (das gehört auch ein wenig zu meinem Charakter) und nicht vor Selbstvertrauen, wie meine Kollegen, gestrotzt. Obschon ich genau wusste, dass manch einer sich seiner Sache auch nicht so sicher war. Aber das ist nicht meine Art, ich sage was ich denke und fühle – auch wenn es meine eigene Unsicherheit ist, die ich preisgebe. Und hier bin ich sicher, wären andere Frauen mit am Start gewesen, hätte ich mich anders verhalten. Mein Kampfgeist war jedenfalls nicht vor Ort, der Wille ebenfalls nicht. Also tschüss!
Ein Angebot speziell für Frauen
Lange Rede kurzer Sinn, ich fand zurück auf meinen Weg. Ich bin Gastgeberin, ich liebe es, den Gästen einen Ort der Erholung zu bieten mit allem, was dazu gehört. Meine Heimat, die Berge näher zu bringen, Empfehlungen zu geben, das Beste aus ihrem Aufenthalt in Zermatt zu machen. Voilà!
Mit diesem Background und dem aktuellen Anlass «100% Women» ist zusammen mit einer Bergführerin die Idee entstanden, ein Angebot zu kreieren, wo Frauen unter sich eine Wissensbasis fürs Bergsteigen aneignen und dies auch praktisch anwenden können. Keineswegs geht es darum, dieser Männerdomäne eine Frauenquote unterzujubeln. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, indem sich Frauen wohlfühlen, um erste Schritte oder bereits erlernte Fertigkeiten zu verfeinern ohne sich beweisen zu müssen. «Fels, Eis und Viertausender» ist für alle Frauen gedacht, welche Interesse am Bergsteigen haben. Was dabei nicht fehlen darf, ist ein z’Morgebüffet mit vielen feinen Leckereien und nach dem Tag draussen einen Besuch in unserem Alpine Spa Bella Vita.😉 Perfekt!
Tätig als Gastgeberin
Seit 2017 führe ich den elterlichen Betrieb – das Hotel Bella Vista – weiter und verbinde Bewährtes mit neuen Ideen. Gemeinsam mit meinem wundervollen Team schaffe ich echte Wohlfühlmomente basierend auf einer nachhaltigen Denkweise und mit liebevollen Details.
Apropos wundervolles Team: Fast 85% der Mitarbeiter sind weiblich. Ein Zufall? Ganz ehrlich, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Es geht um die Art und Weise, wie die Arbeit ausgeführt wird. Dabei frage ich mich als Arbeitgeber ausschliesslich, was das Personal für Fähigkeiten und Kenntnisse hat. So ist das Team entstanden. Und es ist ein grossartiges Team, welches mein Leben als Mutter und Gastgeberin ermöglicht.
Als Mutter? Ja genau als Mutter! Das bin ich in erster Linie! Seit 2020 sind wir eine Familie. Herausfordernd, anstrengend und zudem das Schönste, was es gibt. Die Frau von heute ist enorm auf ein solides, flexibles Umfeld angewiesen. Ist das Kind einmal geboren, braucht es in erster Linie die Frau – von Natur aus – um die Ernährung des Kindes zu gewährleisten. Was sich aber zum Glück in den letzten Jahrzehnten verändert hat, ist, dass der Mann kochen kann, weiss wie man einen Staubsauger bedient, kleine Auszeit-Inseln zu zweit schafft. Der Haushalt ist geschlechtsunabhängig. Nichtsdestotrotz organisiert nur eine den Wochenablauf, und das ist und bleibt die Frau. Und wisst ihr was? Ich mag diese Rolle! 😊
Fabienne Anthamatten
Mutter, Hotelière & Gastgeberin, Bergsteigerin
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1 comment
Super Bericht, Danke Fabienne! Weiterhin gutes Gelingen bei Allem was du gerne machen möchtest.