Martin Anthamatten wuchs in einer sportbegeisterten Familie auf, in der er schon seit seiner Kindheit jede freie Minute auf der Eisbahn, beim Skifahren oder auf dem Tschuttplatz verbrachte. Doch der Laufsport war ihm fremd. Sein Vater arbeitete damals mit Toni Dorsaz, einem begnadeten Läufer aus Zermatt, zusammen. Dieser schwärmte oft vom Matterhornlauf. Aus diesem Grund meldete Martins Vater seine Söhne Martin und Simon für diesen Lauf an. Drei Wochen vor dem Rennen begannen die beiden Brüder mit einem intensiven Training auf der Strecke Furgg – Schwarzsee. Martin erinnert sich genau an den Renntag, als sie dachten, sie würden auf absolute Profis treffen. «Beim Start liefen denn auch alle Läufer zusammen, doch als es richtig bergauf ging, hatten mein Bruder und ich den Eindruck, dass alle anderen stehen bleiben.» Verwundert schauten sich die Brüder an und überholten ihre Konkurrenten. Kurz vor dem Ziel mobilisierte Martin noch einmal alle Kräfte und gewann den Matterhornlauf Kids vor seinem Bruder Simon. Martin war damals 10-jährig und markierte mit der Teilnahme am Matterhornlauf den Grundstein für eine erfolgreiche Läufer-Karriere.
Hockey oder Laufsport?
Die wahre Leidenschaft von Martins Jugendzeit war jedoch nicht das Laufen, sondern das Hockeyspiel. Anthamatten spielte aktiv beim EHC Visp und auch beim EHC Saastal mit. Rückblickend gesehen, war der Hockeysport bestes Training für Martin, um den Weg für eine Läuferkarriere zu ebnen. Martin war 16 Jahre alt, als der erste Zermatt Marathon durchgeführt wurde. «Ich habe mich gefragt, ob ich diese Leistung wohl schaffen würde.» Anthamatten schummelt bei der Anmeldung. Denn das Mindestalter für die Teilnahme betrug 18 Jahre. «Es war ein hartes Rennen. Oben auf dem Gornergrat hat es geschneit. Doch je länger ich lief, desto besser ging es mir», erinnert sich Anthamatten zurück. Seither habe ich an jeden Zermatt Marathon teilgenommen. Ähnliche Erfahrungen machte Anthamatten auch beim Aletsch Halbmarathon, obwohl eigentlich immer noch Hockey sein Sport war. Irgendwann stellte sich Anthamatten die Frage, was er denn während den Sommermonaten machen solle, wenn es im Hockey ruhiger war. Seine Antwort: «Ich begann zu Laufen.» Und so kam es, dass er während einem Sommertraining in Leukerbad von einer Minute auf die andere die Schlittschuhe an den Nagel hing und sich voll und ganz dem Laufsport widmete.
Alles läuft bei Anthamatten
Die Entscheidung, sich dem Laufsport zu widmen, veränderte das Leben von Martin Anthamatten nachhaltig. Der Zermatter konzentrierte sich im Sommer auf den Berglauf und im Winter auf den Ski-Alpinismus. Zermatt ist ein idealer Ort, um zu trainieren. Rund um das Dorf hat es die schönsten Hänge. Je weiter man die Kreise ums Dorf zieht, desto anspruchsvoller kann man seinen Trainingsweg gestalten. Anthamatten trainiert dabei vom Dorf bis hoch auf über 4000 Meter. Seine Bemühungen zahlten sich schnell aus. Innerhalb von nur zwei Jahren wurde Anthamatten in die Nationalmannschaft aufgenommen, und zwei Jahre später errang er den Sieg bei der anspruchsvollen Patrouille des Glaciers. Doch das war erst der Beginn einer beeindruckenden Karriere.
«Manchmal frage ich mich selbst, wie ich das alles geschafft habe.»
Martin Anthamatten
Anthamatten’s grösste Erfolge umfassen Siege beim Zermatt Ultraks, beim Schlegeis 3000 und beim Madeira Island Ultra-Trail. Darüber hinaus stellte er einen Weltrekord auf, als er 3000 Höhenmeter in weniger als zwei Stunden bewältigte. «Manchmal frage ich mich selbst, wie ich das alles geschafft habe.»
Talent, Ehrgeiz und Lebensqualität
Martin Anthamatten hat schnell eine Antwort parat, wenn man ihn fragt, was ihn zu einem guten Läufer macht: «Ich habe sicherlich Talent, aber es ist auch ein Teil meines Charakters. Wenn ich etwas tue, gebe ich immer 100 Prozent.» Doch Talent und Einsatz allein reichen nicht aus. Für Anthamatten geht es beim Laufen vor allem darum, Freude zu haben und sich Ziele zu setzen, die er erreichen kann. «Wenn ich an einem Wettkampf teilnehme, will ich gewinnen», sagt er entschlossen.
Doch das Laufen bedeutet für Martin Anthamatten nicht nur Erfolg und Wettbewerb. Es hat auch eine wichtige gesundheitliche Komponente: «Wer läuft, ist fit. Fit sein bedeutet Lebensqualität!»