Schon die alten Walliser wussten: Die Wolle der Schwarznasenschafe eignet sich ausgezeichnet für Teppiche. Eine für lange Zeit leider vergessene Tradition…
Die Wolle der Schwarznasenschafe als Isolation für Skibekleidung
An einem kalten Sommertag auf einer Wanderung in Zermatt, ass ich frierend meinen Sandwich während neben mir eine Herde unbeeindruckt von der Kälte friedlich graste. Wenn diese Wolle die Schwarznasenschafe warm hält, musste sie auch uns Menschen warm halten können. Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter erzählt hat, dass sie früher Strümpfe und Unterhosen aus dieser Wolle getragen haben. Ich dachte, das wäre eine tolle Idee, die Wolle der Schwarznasenschafe als Isolation für Skibekleidung zu benutzen. Bald begann ich mit dem Designen der Modelle und erkundigte mich, wo ich dieses Wollflies aus Schwarznasenschafwolle kaufen kann. Leider existierte es nicht.
Die importierte Merinowolle hat die lokale Wollindustrie abgelöst.
Ich fand heraus, dass die Wolle der Schwarznasenschafe nicht mehr verarbeitet und meistens verbrannt wird. Seit die Wolle der Merinoschafe aus Neuseeland und Australien nach Europa importiert wurde, ist die lokale Wollindustrie fast komplett verschwunden und es lohnte sich nicht mehr, die einheimische Wolle zu verarbeiten.
Unterhosen aus der Wolle der Schwarznasenschafe?
Das nicht-vorhanden-sein des Flieses war für mich kein Grund, mein Vorhaben aufzugeben. Es konnte ja nicht so schwierig sein, dieses Flies selber zu produzieren und ich machte mich auf zu den Schäfern, um Wolle einzusammeln. Ich musste lernen, dass es bessere und schlechtere Wolle von einem Schaf gibt und man die zuerst aussortieren muss. Nachdem ich die Wolle gesammelt habe, liess ich sie in St.Gallen , wo die letzte Wollwäscherei der Schweiz war, waschen. Für die Produktion des Flies fand ich eine Produktion in Italien und freute mich darauf, endlich dieses Flies für meine Sportbekleidung zu erhalten und habe schon mit der Entwicklung der Schnittmuster und dem Aussuchen der Stoffe für meine Kollektion angefangen. Als die flauschigen Stoffrollen mit dem Wollflies ankamen habe ich sie sofort geöffnet und dieses Flies vor Freude an mich gedrückt. Doch was war das? Die Wolle auf meiner Haut fühlte sich fast wie Schmirgelpapier an und sie war so kratzig, dass ich das Gefühl hatte, mein ganzer Körper werde von einem Ausschlag befallen.
Unterhosen aus dieser Wolle? Ich musste an der Aussage meiner Mutter zweifeln.
©Caroline Weder Neeschi Gmbh ©Caroline Weder Neeschi Gmbh
Der Rohstoff bestimmt das Produkt
Ziemlich frustriert habe ich mich an einen Schäfer gewandt und er hat mir lachend bestätigt, dass man die Wolle früher wirklich für Unterwäsche gebraucht hat, die Leute aber härter im Nehmen waren und keine Alternativen hatten. Zudem wurde die Wolle für Teppiche gebraucht, da sie sehr widerstandsfähig, robust und isolierend ist. Schon stellte ich mir vor, dass man jedes Mal ein Fusspeeling erhält, wenn man über diesen kratzigen Teppich läuft. Aber ich sollte eines Besseren belehrt werden. Ich habe mich mit einer Garn- und Teppichproduktion in Langenthal in Verbindung gesetzt und beide Betriebe waren begeistert von der Idee aus lokalem Rohstoff einen Teppich komplett in der Schweiz herzustellen. Nach verschiedenen Versuchen haben wir ein Garn entwickelt und konnten unseren ersten hand getufteten Teppich produzieren. Etwas zögerlich habe ich den Teppich angefasst, im Kopf noch das Kratzen des Flies präsent, und bin fast umgefallen, als ich diesen wunderbaren weichen Teppich gespürt habe. Von Kratzigkeit keine Spur mehr. Wie konnte das sein?
©Caroline Weder Neeschi Gmbh ©Caroline Weder Neeschi Gmbh ©Caroline Weder Neeschi Gmbh
Das Gute liegt so Nahe
Ich habe gelernt, dass das Kratzige der Wolle erst spürbar wird, je nachdem wie die Faser liegt. Beim Teppich steht die Faser senkrecht im Gegensatz zur gestrickten und gewobenen Wolle und daher kratzt sie nicht. Wir waren Alle begeistert vom speziellen Aussehen und der Haptik des Teppichs und sind sehr stolz, dass wir die gesamten Produktionsschritte in der Schweiz ausführen können.
Mit dem regionalen Rohstoff und der regionalen Produktion liegen wir im Trend und es ist spannend, diese Wolle weiter zu entwickeln und zu sehen, für welche weiteren Produkte sie sich noch eignet.
Auch unsere Bundesrätin Viola Amherd war vom Schwarznasenschafteppich begeistert und so hat die Wolle der Schwarznasenschafe auch im Bundeshaus Einzug gehalten .