Myoko City in der Provinz Niigata in Japan wurde bekannt, als es bei einer Umfrage den ersten Platz für den beliebtesten Sommerkurort in Japan errang. Heute hat die Stadt knapp 37’000 Einwohnerinnen und Einwohner. In der Skiregion Myokokogen befindet sich die längste Skipiste Japans. Mit seiner Nähe zum japanischen Meer und der allgemein hohen Luftfeuchtigkeit in Japan, fallen in Myoko jeden Winter mindestens zwei bis drei Meter Schnee. Der Mount Myoko auf 2’454 Meter über Meer zählt zu den hundert bekanntesten Bergen Japans.
Myoko & Zermatt – eine Verschwisterung par excellence
Seit Jahrzehnten sind japanische Touristinnen und Touristen treue Gäste von Zermatt. Sie schätzen an den Walliser Alpen die hohen Berge und das einmalige Panorama. Viele Gäste aus Japan kehren jährlich für Berg- und Skitouren zurück, über die Zeit sind Freundschaften entstanden. Dank Tsuyoshi Ueki und Amadé Perrig ist Anfang der 90er-Jahre die Verschwisterung zwischen Myoko und Zermatt unterschrieben worden. Im Jahr 2005 folgte die Gründung des Myoko Clubs Zermatt.
Das Ziel des Clubs ist unter anderem die Erhaltung der Freundschaft mit Myoko City. Dazu organisiert der Myoko Club Zermatt private Treffen mit japanischen Gästen und Freunden in Zermatt und begleitet und unterstützt Schüleraustausche. Zwei Jahre nach der Verschwisterung von Myokokogen und Zermatt hat im November 1999 erstmals ein Kontakt zwischen der Myoko Junior High School und der Orientierungsschule Zermatt stattgefunden. Über die Sprach- und Kulturgrenzen hinweg verbringen die Jugendlichen fröhliche Tage und schliessen Freundschaften.
Die Auseinandersetzung mit einer fremden Kultur ist bereichernd für die Jugendlichen; sie können sich in Toleranz und Offenheit üben. Der Austausch unter den japanischen und Zermatter Schulklassen mit den daraus resultierenden Erfahrungen ist sehr wertvoll und bildet eine gute Basis für den Tourismus in Zermatt. In den vergangenen 20 Jahren haben alle zwei bis drei Jahre Besuche zwischen den Schulen Zermatt und Myoko City stattgefunden. Die Schulen wollen jetzt, nach einem coronabedingten Unterbruch, die Kontakte erstmal per Online-Treffen wieder aufnehmen.
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Baumeister der Freundschaft
Tsuyoshi Ueki ist 1937 in Myoko Tsubame Onsen, Japan geboren. Mitte der 1960er Jahre war er einer der ersten Japaner, welcher in die Schweiz und in die Alpen kam, um nicht nur Berge zu besteigen, sondern auch über seine Reisen zu berichten. Er produzierte Filme und TV-Reportagen über Bergtouren und Skiabfahrten in den Alpen für japanische Fernsehstationen. Zusätzlich schrieb er Bücher und Zeitungsreportagen. Während mehr als 40 Jahren besuchte er jährlich mit seinen Gästen Zermatt. Nun ist Tsuyoshi Ueki im Alter von 85 Jahren verstorben.
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Gedanken von Amadé Perrig, ehemaliger Kurdirektor Zermatt zum Tod von Tsuyoshi Ueki
Die Nachricht vom Tod von Mr. Tsuyoshi Ueki hat mich berührt und ich erinnere mich an viele unvergesslichen Stunden, welche ich mit ihm hier in der Schweiz und in Japan verbracht habe. Diese Erinnerungen werden noch lange in mir weiterleben.
Erster Kontakt mit Mr. Ueki hatte ich im Jahre 1975, als ich ihm für die Aufnahmen eines Skifilmes behilflich war. Während mehr als 25 Jahren hatte ich die Möglichkeit ihn näher kennen zu lernen. Ich unterstützte ihn bei der Produktion von mehreren Reportagen für japanische TV-Stationen. Es war für mich immer ein Vergnügen, seine persönlichen Gäste hier in Zermatt zu begrüssen. Unter diesen Gästen waren vielmals Persönlichkeiten aus der Politik, Wirtschaft und Unterhaltung.
In all den Jahren habe ich Mr. Ueki mehrere Male in Myoko besucht. Für Zermatt war er ein wertvoller Botschafter und hat für uns die Türen bei wichtigen Organisationen, den Medien und der Reisebranche geöffnet. Dank ihm erhielten wir die Möglichkeit, verschiedene Werbeaktionen und Projekte in Japan durchzuführen. Mr. Ueki war ein wahrer Freund von Zermatt. Als ausgezeichneter Skifahrer und erfahrener Alpinist hat er das variantenreiche Skigebiet und die ausserordentliche Bergwelt von Zermatt geschätzt und mit grosser Begeisterung über unseren Ort berichtet. Er war immer bescheiden und nie aufdringlich und darum dauerte es mehrere Jahre, bis wir den Entscheid fassten, eine Verschwisterung von Myokokogen und Zermatt in Betracht zu ziehen.
Mr. Ueki war in jeder Beziehung grosszügig. Gemäss japanischer Tradition überbrachte er immer ausgewählte Geschenke und unterstützte auch die Zermatterinnen und Zermatter bei ihren Besuchen in Japan. Hier in Zermatt bemühten wir uns, ihn und seine Gäste ebenbürtig zu empfangen und bei unseren Besuchen in Japan überreichten wir ihm erinnerungsvolle Geschenke von Zermatt. Nach all den Jahren war es nicht immer einfach, neue Geschenkideen zu finden. Gerne möchte ich hier ein ausserordentliches Geschenk erwähnen. Beim grossen Erdbeben 1995 in der japanischen Stadt Kobe hat die Schweiz mit Rettungshunden den Japanern einen grossen Dienst erwiesen und ernteten mit ihrem Einsatz viel Anerkennung in Japan. Dieser Rettungseinsatz gab mir die Idee, den Japanerinnen und Japanern einen Lawinenhund zu schenken und dadurch gewissermassen den Grundstein zum Aufbau einer Rettungsorganisation in Japan mit dem Standort Myoko nach Schweizer Vorbild zu legen. Das Vorhaben weckte bei Mr. Ueki und durch seine Beziehung zum japanischen Ministerpräsidenten Ryutaro Hashimoto auch bei ihm grosses Interesse. Wir kauften einen Welpen und gaben ihm den Name Nomo. Während drei Winteretappen trainierte der Japaner Jun Sagara aus Myoko in Zermatt mit dem Deutschen Schäferhund Nomo unter der Anleitung der Zermatter Lawinenhundeführern. Das Team Sagara/Nomo schaffte in diesen drei Jahren die Prüfung A und B und schloss mit Bestnote die Ausbildung zum Lawinenhund mit dem Brevet C ab. Im Januar 1998 reiste eine elfköpfige Delegation mit Vertretern der Gemeinde, der Burgergemeinde, des Kurvereins und der Hotellerie nach Japan. Die Zermatter Delegation schenkte Mr. Ueki den Hund Nomo anlässlich eines offiziellen Empfanges in der Residenz des japanischen Premierministers am 22. Januar 1998 und dieses aufsehenerregende Gastgeschenk nahm im Namen des Landes der japanische Premier Hashimoto entgegen. Dieser Empfang sorgte für beachtliches Aufsehen und entsprechende Medienpräsenz in Japan sowie auch in der Schweiz.
Dank der engen und freundschaftlichen Verbundenheit zu Zermatt und den guten Beziehungen zu wichtigen Organisationen und Persönlichkeiten in Japan, konnte Zermatt von Mr. Ueki während den vergangenen 50 Jahren sehr viel profitieren. Nicht nur, dass er sehr viele Japanerinnen und Japaner als Gäste nach Zermatt brachte, sondern half er uns auch, verschiedene werbewirksame Projekte in Japan zu realisieren. Es ist mir ein Bedürfnis, Mr. Ueki für seine wertvolle Verbundenheit zu Zermatt und für die langjährige Freundschaft meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Tsuyoshi Ueki wird immer in meiner Erinnerung bleiben und ich bin überzeugt, dass der Myoko Club Zermatt unter der Führung der dynamischen Präsidentin Franziska Lutz auch in Zukunft mit Myokokogen in freundschaftlicher Verbindung bleibt und das Gedankengut der langjährigen Beziehung dieser zwei Orte weiterführen wird.