Edy Schmid, ehemaliger Leiter Matterhorn Museum «Zermatlantis»

Seit 2008 führte Edy Schmid mit viel Hingabe und Herzblut das Matterhorn Museum. Er hat dem «Zermatlantis» eine Seele, ein Gesicht gegeben. Jetzt ist Schluss. Schmid hat die Schlüssel des Museumsleiters an seinen Nachfolger Beat P. Truffer übergeben. In der People Story spricht Schmid darüber, was Zermatt heutzutage aus der Geschichte lernen kann.

Angaben zur Person:

Name: Edy Schmid
Beruf: Präsident der Vereinigung alpines Museum und ehemaliger Leiter Matterhorn Museum
Tätig in diesem Beruf: Seit 2008
Aktueller Betrieb: Pensionär

7 Fragen an Edy Schmid:

Es wird behauptet, dass du während deiner Zeit als Leiter des Matterhorn Museums nie Ferien gemacht hast. Ist das wahr?
Ja, das ist tatsächlich korrekt. Während meiner Zeit als Leiter des Museums habe ich nie Ferien genommen. Erst im vergangenen September feierte ich mit meiner Familie den 77. Geburtstag 🎂 in London. Die Arbeit im Museum war für mich nie eine Pflicht. Ich leitete das Museum derart mit Herz und Seele, dass ich nie das Bedürfnis verspürte, Ferien machen zu müssen.

Das bedeutet, dass das Matterhorn Museum dir wichtig war und dir auch viel gegeben hat?
Zermatts Geschichte 📜 lag mir schon immer am Herzen. Die Möglichkeit, den Teil der Vergangenheit, den wir noch kennen, zu bewahren, erfüllt mich mit grosser Zufriedenheit. Es ist Arbeit, die man besonders gerne macht, wenn man die Geschichte liebt. Und das tat ich. Das Museum bot mir all die Jahre eine immense Vielfalt und es gab immer viel zu tun, wodurch ich stets aktiv war. Ich konnte zahlreiche wertvolle Kontakte knüpfen. Man sagt auch, ich sei zwischenzeitlich schon ein Teil des Inventars. Die Arbeit im Museum 🎞️ermöglichte es mir, einen umfangreichen Wissensschatz aufzubauen, den ich gerne mit Besucherinnen und Besuchern des Museums und Medienschaffenden aus aller Welt teilte. Dabei wurde ich öfters liebevoll als lebendiges Lexikon betitelt.

©Edy Schmid
Edy Schmid unterhält sich mit seinem Nachfolger Beat P. Truffer © KALBERMATTEN.swiss

Wie häufig hast du die Geschichte von der Erstbesteigung des Matterhorns erzählt?
Das lässt sich schwer beziffern – unzählige Male. Die Geschichte ist auch äusserst spannend. Alle Viertausender rund um Zermatt wurden damals schon bestiegen. Nicht aber das Matterhorn. 🏔️ Man sagte, dass man nicht aufs Horn geht, aus Respekt vor Steinschlag oder Lawinen. Zudem glaubten damals viele Zermatter, dass man auf dem Gipfel des Matterhorns nichts für seine Familie erreichen könne. Andere behaupteten, um das Matterhorn schwebe ein Geisteskreis, der nicht gestört werden soll. Dann kam Edward Whymper. Seine Faszination für den Berg 🏔️ trieb ihn an, als Erster den Gipfel zu erreichen. Dafür waren ihm bekannterweise viele Mittel recht. Heute lässt sich sagen, dass Whymper die Erstbesteigung vorangetrieben hat, jedoch die wahren Helden Vater und Sohn Peter Taugwalder sowie Michel Croz waren. Ohne sie hätte Whymper den Gipfel niemals erreicht. 🏅

Was macht die Geschichte Zermatts derart aussergewöhnlich?
Jedes Dorf schreibt seine eigene faszinierende Geschichte 🎞️, doch die von Zermatt hebt sich durch eine aussergewöhnliche Vergangenheit hervor. Dies ist nicht zuletzt auf das Aufkommen des Tourismus und die Erstbesteigung des Matterhorns 🏔️ sowie dessen Faszination zurückzuführen. Es entstand bald das Bewusstsein, dass Zermatt nicht einfach ein gewöhnliches Dorf, sondern ein Anziehungspunkt für Reisende aus aller Welt ist. Der Tourismus wurde zum Lebensnerv für immer mehr Familien. Zermatt hat sich mit einer Eigendynamik entwickelt und zwar von innen heraus.
Auch die Geschichte der Erstbesteigung des Matterhorns ist aussergewöhnlich. Trotz des heutigen Wissens bleiben viele Aspekte dieser Geschichte geheimnisvoll. Was sich 1865 dort oben genau zugetragen hat, weiss allein der Berg. Und der schweigt.

Edy Schmid wird oft liebvoll als lenediges Lexikon bezeichnet ©KALBERMATTEN.swiss

Welche Lehren kann Zermatt heute aus seiner Geschichte ziehen?
Zermatt ist im Wandel. Der Mensch statt Zahlen muss oberste Priorität haben. Die einzigartige Dorfgemeinschaft und ihr Charakter müssen erhalten bleiben. Die Menschen, die das Dorf formen, dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Die Anerkennung für die Einheimischen muss als grundlegender Wert bewahrt werden. Während der Pandemie wurde der Zusammenhalt in Zermatt wieder deutlich spürbar. Aus der Geschichte 🎞️wissen wir, dass diese Hilfsbereitschaft und Unterstützung unter den Leuten in Zermatt in früheren Zeiten ebenfalls stark ausgeprägt waren.

Das Matterhorn Museum hat dich die letzten Jahre stets begleitet. Jetzt hast du die Schlüssel an deinen Nachfolger übergeben. Kommt nun die Leere?
Mit Sicherheit nicht. Ich bin überzeugt, dass mir nicht langweilig wird. Derzeit treffe ich mich häufig mit meinem Nachfolger Beat P. Truffer, um eine geordnete Übergabe sicherzustellen. Es ist ein Glücksfall, einen solch versierten Nachfolger gefunden zu haben. Ich möchte mich nicht darauf festlegen, was ich in Zukunft genau unternehmen werde, da es viele Ideen und Projekte gibt. Dazu zählen auch Reisen. Jedoch kann ich mit Gewissheit sagen, dass Strandurlaube definitiv nicht auf meiner Agenda stehen werden. 📜

©Edy Schmid
Was geschah bei der Erstbesteigung am Matterhorn? © KALBERMATTEN.swiss

Zermatt ist für mich…
… Glück. ❤️ Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt kommen nach Zermatt, um dieses lebendige Dorf zu erleben. Hier, umgeben von einer atemberaubenden Landschaft, darf ich leben. 🏔️ Es ist meine vertraute Umgebung. Zermatt ist mein Zuhause, ein Ort, an dem ich mich wohlfühle und vollständig integriert bin. Ist das nicht wahrhaftiges Glück?

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