Franz-Josef Imboden: Gastgeber beim Zermatter Dorfrundgang

In den vergangenen zehn Jahren hat Franz-Josef Imboden mehr als 900 Führungen durch das Dorf Zermatt geführt. Als ehemaliger Chef des Concierge-Teams im renommierten Fünf-Sterne-Hotel Zermatterhof kann er auf faszinierende Erlebnisse und Begegnungen mit prominenten Gästen blicken.

Angaben zur Person:

Name: Franz-Josef Imboden
Beruf: Concierge/Dorfführer
Tätig auf diesem Beruf: 43 Jahre
Aktueller Betrieb: Dorfführer bei Zermatt Tourismus

7 Fragen an Franz-Josef:

Seit über 5 Jahrzehnten arbeitest du in Zermatt. Was begeistert dich am meisten an diesem Dorf?
Diese Destination ist das ganze Jahr über ein wahres Paradies. Etwas besonders hervorzuheben fällt mir schwer. Aber ich hege eine grosse Faszination zum Skifahren. Das Skigebiet von Zermatt ist schlichtweg atemberaubend. In den Wintermonaten kann man mich stets auf den Pisten von Zermatt finden. ⛷

Concierge war dein Beruf. Erinnerst du dich an ungewöhnliche Momente während deiner Zeit als Chef-Concierge im Zermatterhof?
Den Gästen eine unvergessliche Zeit in Zermatt zu bereiten und ihre Wünsche zu erfüllen, war für mich eine wahre Hingabe. Einige dieser Wünsche sind bis heute in meiner Erinnerung geblieben. So zum Beispiel eine Geschichte an einem kalten Wintermorgen. Es hat frisch geschneit. Als Concierge hatte ich die Verantwortung, dass der Zugang zum Hotel von Schnee befreit ist. Zu meinem Glück befand sich die Gemeinde gerade in der Nähe mit einem Camion, der mit einer Schneefräse ausgestattet war. Der Gemeindearbeiter war einverstanden den Weg zum Hotel mit dieser Fräse vom Schnee zu befreien. 😅 Ein Gast aus Dubai beobachtete dieses Schauspiel und war fasziniert von der Kraft der Schneefräse. Er äusserte den Wunsch, eine solche Fräse für sein Zuhause in Dubai zu kaufen. Dieser Wunsch versetzte mich in Erstaunen, aber der Gast aus dem heissen Dubai bestand darauf, einen Lastwagen mit Schneefräse zu kaufen. Ich organisierte den Kauf für ihn und konnte nicht umhin, ihn zu fragen, wozu er in Dubai eine Schneefräse benötige. Seine Antwort war ebenso verblüffend wie humorvoll: „Ich möchte damit den Wüstensand vor meiner Haustür wegfegen.“ 😆

Eine kleine Verpflegung während dem Rundgang © Bruno Kalbermatten

Wie kam es, dass du Dorfführungen machst?
Schon während meiner Zeit als Concierge konnte ich Zermatt und seine faszinierenden Geschichten den Gästen näherbringen. Einblicke in die Geschichte dieses einzigartigen Bergdorfs zu teilen, hat mir Freude bereitet. Vor etwa zehn Jahren erfuhr Tourismusdirektor Daniel Luggen, dass ich in den Ruhestand gehen würde. Als er mich fragte, ob ich Interesse hätte, Dorfführungen durchzuführen, war ich von dieser Möglichkeit begeistert. 🥰 Denn der direkte Kontakt mit den Gästen war stets eine meiner grössten Freuden. Diese Dorfführungen bieten mir die Möglichkeit, diese wunderbaren Begegnungen mit den Gästen aufrechtzuerhalten; der Gästekontakt würde mir sonst fehlen.

© Bruno Kalbermatten

Was erfahren die Gäste bei deiner Dorfführung?
Zermatt ist ein aussergewöhnliches Dorf mit zahlreichen Facetten, in dem sich das Mondäne mit dem Authentischen vereint. Ich bin überzeugt, dass selbst Einheimische erstaunt wären, was für Geschichten ihr Zermatt zu erzählen hat.🙌Unsere zweistündige Führung beginnt stets mit einem Glas Walliser Weisswein. Während dem Rundgang durchs Dorf erhält der Gast vielfältige Informationen über Zermatt und das Wallis, die Entwicklung des Dorfes und natürlich faszinierende Erkenntnisse über das majestätische Matterhorn. Zwischendurch machen wir einen kurzen Halt bei der Bäckerei Fuchs, um die köstlichen Brote aus Zermatt zu probieren.

Mit Bildern aus alten Zeiten © Bruno Kalbermatten

Welche Geschichten faszinieren die Gäste besonders?
Die Interessen unserer Besucher sind vielfältig. Ein Gast ist neugierig darauf, wie Zermatt ohne den Einsatz von Autos logistisch versorgt wird. Ein anderer Gast lässt sich von der fesselnden Geschichte der Erstbesteigung des Matterhorns begeistern. Wiederum ein anderer Gast ist fasziniert von der Tatsache, dass die ersten Hotels in Zermatt durch gemeinschaftliche Fronarbeit erbaut wurden. 👀

Doch im alten Dorfteil von Zermatt entdecke ich bei allen Besuchern eine tiefe Faszination. Hier, zwischen den historischen Ställen und Speichern, errichtet aus sonnenverwittertem Holz und Stein, fühlen sich die Gäste unmittelbar in eine andere Ära versetzt. Manchmal habe auch ich das Gefühl, ganz leise die Gespräche der Wäscherinnen von damals am Ulrich-Inderbinen-Brunnen zu hören.

Inmitten des Dorfrundgangs ©Bruno Kalbermatten

Seit einem Jahrzehnt stellst du den Gästen Zermatt vor. Wenn du die Möglichkeit hättest, etwas an Zermatt zu ändern, was wäre das?
Die weltberühmte Bahnhofstrasse hat zweifellos ihren eigenen einzigartigen Charme und sprüht förmlich vor Leben. Diese pulsierende Atmosphäre ist etwas, das mir besonders gefällt. ❤ Doch hin und wieder gibt es Momente, in denen diese belebte Strasse etwas zu überfüllt erscheint. Es fällt auf, dass viele Menschen heute ihre Hunde an langen Leinen entlang der Bahnhofstrasse spazierenführen. Gleichzeitig scheinen einige E-Bike-Fahrer die Vorschriften zu übergehen und die Strasse zu nutzen, obwohl es ihnen eigentlich untersagt ist. Und natürlich möchten auch die Elektro-Fahrer durch die Bahnhofstrasse fahren. Da stellt sich die Frage, ob es tatsächlich ausreichend Platz für alle gibt. Ich persönlich denke, es wäre durchaus sinnvoll, die Bedürfnisse der Fussgänger, Biker und Elektros in der Bahnhofstrasse besser zu organisieren und zu lenken.

© Bruno Kalbermatten
© Bruno Kalbermatten

Zermatt ist für mich…
…meine zweite Heimat. Während 53 Jahren habe ich am Fusse des Matterhorns gearbeitet.

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